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Dens verwendet Hydrozin als Energieträger
  • Artikel 10.12.2019

DENS: Saubere Energie auf Knopfdruck

4 Minuten Lesezeit

Die Jungunternehmer Max Aerts und Tijn Swinkels haben noch einen langen Weg vor sich, um ihr Lebenswerk zu verwirklichen: den Transitionsprozess zu einem nachhaltigen Energieverbrauch durch den Einsatz von Hydrozine beschleunigen. Der springende Punkt ist: die Zeit dafür haben sie nicht. Die beiden Innovationstalente aus Brabant haben Eile, denn die Welt wartet schon händeringend auf ihren sauberen Generator.

Schon auf dem kleinsten Festival brummt heutzutage eine hübsche Reihe von Generatoren, die Hunderte Liter Diesel schlucken. Diesel ist einer der umweltschädlichsten Kraftstoffe. Doch er ist relativ günstig. Max Aerts und Tijn Swinkels ist das ein Dorn im Auge, denn der Mensch bekommt letztendlich die negativen Folgen zu spüren: Gesundheitsschäden und Umweltverschmutzung in großem Umfang.

Sie sehen eine saubere und einfach anwendbare Alternative: Hydrozine, ein sicherer, nachhaltiger Kraftstoff, der mit grünem Strom produziert werden kann. In der Hochglanzbroschüre ihres Unternehmens wird ihr Traum dargelegt. Ein sauberer Generator in einem geradlinigen anthrazitfarbenen Gehäuse, der auf einer Baustelle mitten in der Stadt seine Arbeit verrichtet. Still und ohne schädliche Abgase.

Hydrozine als Energieträger

Bald wird ihre Firma DENS (Dutch Energy Solutions) den ersten Generator vorstellen, der Strom auf der Grundlage von Hydrozine erzeugt. Er ist das Ergebnis endlosen Experimentierens, Fehler zu machen, neue Komponenten zu testen und vor allem, nicht aufzugeben und weiterzumachen. Die Firmengründer und ihr Team arbeiten jede Woche quasi rund um die Uhr daran. „Aber das ist für mich nicht Arbeit im herkömmlichen Sinne“, sagt Max Aerts. „Eher ein Abenteuer ausleben, wie man es als Kind aus Büchern kannte.“

Alles begann an der Technischen Universität Eindhoven, wo sie 2015 als Studenten einen ersten Modellauto-Prototyp mit Hydrozine als Energieträger auf die Strecke schickten. Die Technologie war bereits vorhanden, aber damit ein Auto in Gang zu setzen war etwas vollkommen Neues. „Echt krass, unser Auto fahren zu sehen“, erinnert sich Max Aerts an das Triumphgefühl, das er damals hatte. „Als ob man selbst einen neuen Treibstoff erfunden hat."

Energieausbeute

Die Universität bot ihnen die Möglichkeit, die Anwendung von Hydrozine zunächst im Rahmen eines Honors-Programms und dann mit einem Studententeam weiterzuentwickeln. Sie gewannen 2015 den Nachhaltigkeitspreis und bekamen 5.000 Euro für Investitionen. Mit weiteren 70 Unternehmen als Sponsoren konnten sie ihre Idee mit dem Studententeam FAST in größerem Umfang umsetzen. Mit ihrem zweiten Auto konnte das Team FAST die Energieeffizienz verglichen mit ihrem ersten Modell um das 42-fache steigern.

Weltweit berichteten die Medien über die Studenten, die drauf und dran waren, das Automobil-Universum wachzurütteln. „Wir waren die einzigen in der Welt, die so weit gegangen waren“, sagt Tijn Swinkels.

Ameisensäure

Hydrozine ist besser bekannt als Ameisensäure, einer der ältesten und simpelsten chemischen Stoffe, den die Menschheit kennt. Die Säure entsteht durch die Bindung von Wasserstoff an CO2. Es ist eine Flüssigkeit, die wie Benzin oder Diesel ganz normal getankt werden kann. Im Fahrzeug wird sie wieder in CO2 und Wasserstoff umgesetzt.

Es ist die gleiche Substanz, die manche Ameisen als Abwehrmittel verwenden – daher der Name. Aber DENS braucht gar keine Ameisen, denn ihr Rohstoff kann aus Erdgas oder Biogas gewonnen werden. Max Aerts und Tijn Swinkels ziehen es vor, den Namen „Hydrozine“ als Bezeichnung für ihren Energieträger zu verwenden, wenn er (wie beabsichtigt) nachhaltig mit Ökostrom erzeugt wird.

Ihr Antrieb setzt Hydrozine in Wasserstoff um. Wasserstoff ist sauber, weil er bei der Verbrennung nur Wasserdampf hinterlässt. Doch er ist ein leicht entzündliches und explosives Gas. Um dieses Gas einlagern zu können, benötigt man kostspielige Hochdrucktanks. Mit der Verwendung von Hydrozine als Zwischenstufe wollen die jungen Unternehmer die Nachteile von Wasserstoff auffangen. Hydrozine ist nämlich bei Umgebungstemperatur flüssig, wodurch es nicht unter extrem hohem Druck in Tanks transportiert werden muss. Als Energieträger ist es daher sicherer, kostengünstiger und einfacher in der Anwendung als Wasserstoff.

Saubere Technologie

Die Entwicklung eines mit Hydrozine angetriebenen Autos erwies sich als zu hochgestecktes Ziel. Inzwischen sehen Sie mehr Zukunft in Anlagen, die stationär bleiben: Generatoren, Bagger und andere „Schwerlastanwendungen“. „Ein Auto kann sich selbst zu einer Zapfstation bewegen, aber bei einem Generator muss der Kraftstoff zu diesem hin befördert werden“, sagt Tijn Swinkels. „Und damit wird die Lösung mit Hydrozine auf Baustellen und Festivals viel interessanter.“

Das niederländische Bauunternehmen BAM und andere sind bereits überzeugt. „Aus Marketing-Sicht ist die Entwicklung eines Generators auf Hydrozine weniger sexy als ein Auto", sagt Max Aerts, der für den kommerziellen Bereich des Unternehmens verantwortlich ist. „Aber wenn Generatoren nicht mehr mit Diesel betrieben werden, hat das einen großen positiven Einfluss auf die Umwelt. Uns wurde klar, dass die Welt dringenden Bedarf daran hat.“

Dens verwendet Hydrozin als Energieträger
Foto: Peter van Trijen

„Das ist eine Lebensaufgabe. Wir sind nicht zu stoppen. Jeder Schritt ist für uns ein Meilenstein, der uns neue Energie verleiht.“

Multidisziplinär

Jetzt arbeiten sie über ihr Start-up-Unternehmen ihre Idee weiter aus, auf dem Automotive-Campus, dem Gelände der ehemaligen DAF-Fabrik in Helmond. Sie nutzen das ehemalige Kesselhaus als Labor. Dort steht eine Reihe von Prüfständen umgeben von Schläuchen, Schraubenschlüsseln und Stromkabeln. Das ist multidisziplinäres Arbeiten: Chemie, Industriedesign, Elektrotechnik, Physik und Maschinenbau in einem.

Der neue Hydrozine-Generator steigert den Energieertrag im Vergleich zur Vorgängerversion noch weiter: 1000-fach. Ihre größte Herausforderung ist es, ein wirtschaftlich rentables Modell auf die Beine zu stellen. „Technisch gesehen kann man alles lösen, man muss nur nicht mit der Weiterentwicklung aufhören", sagt Tijn Swinkels. „Aber im Moment ist unsere Lösung noch teurer als Diesel, zumal wir noch nicht in der Lage sind, in großem Stil zu produzieren. Eigentlich müssen wir jetzt die Nachfrage nach unserem Produkt generieren."

Ihr Vertrauen in Hydrozine ist ungebrochen. Sie haben das Gefühl, dass sie eine Art von Zauberschlüssel für die Energietransition in Händen halten. So simpel wie möglich einsetzbar für den Anwender, nämlich auf Knopfdruck. Und mit einem flüssigen Brennstoff, sodass die Betankung die gleiche ist wie bei den herkömmlichen fossilen Brennstoffen. Sie wissen, dass das wichtig ist. „Denn eine Verhaltensänderung beim Anwender bewirken – das ist die echte Schwierigkeit.“

Nur in Brabant

Inzwischen haben Sie viele Kontakte zu Herstellern und Abnehmern. „Das ist von großem Vorteil“, sagt Max Aerts. „In Ost-Brabant profitieren wir von der Präsenz vieler anderer Partner, von denen wir Know-how, Sponsoring, Teile und anderen Bedarf beziehen können. Das geht nur in Brabant.“

Auch die Studenten der Technischen Universität, die unentgeltlich ihre Zeit in das Projekt gesteckt haben, waren eine große Hilfe. Tijn Aerts: „Wir waren sehr häufig in den Medien und wir erhalten viel Unterstützung von Professoren, TNO (Niederländische Organisation für Angewandte Naturwissenschaftliche Forschung) und anderen Experten. In diesen Kreisen sind wir weltberühmt."

Wasserstoffwirtschaft

Ohne allzu viel Aufsehen zu erregen, haben sie in den letzten Monaten in ihrem Labor hart an ihrem Generator gearbeitet, der Hydrozine in Wasserstoff umwandelt. Jetzt verspüren sie den Drang, einem großen Publikum zu zeigen, was machbar ist. „Die Wasserstoffwirtschaft kommt nicht in Gang", sagt Max Aerts. „Wir können das Problem lösen. Dann wird sich endlich etwas bewegen.“

Ihr Kick? Wenn der Generator läuft und das Hydrozine seine Arbeit verrichtet, genießen sie ihn in vollen Zügen, zusammen mit dem gesamten Team. Aber sie wollen der Welt auch sichtbare Beweise liefern. „Wir werden jetzt zeigen, was wir seit vier Jahren ankündigen", sagt das Duo. „Wir wollen unser Versprechen wirklich wahr machen. Innovation bedeutet immer einen Prozess voller Unsicherheiten. Die Entwicklung von etwas Neuem kostet immer mehr Zeit und Geld, als man im Voraus denkt. Jetzt werden wir beweisen, dass es machbar ist."

Sie hätten nie gedacht, dass sie jemals so weit kommen würden, als sie ihr erstes Auto an der Universität entwickelten. „Das ist eine Lebensaufgabe. Wir sind nicht zu stoppen“, sagt Max Aerts. „Jeder Schritt ist für uns ein Meilenstein, der uns neue Energie verleiht. Wir schaffen etwas, das es noch nicht gibt und von dem viele Menschen einen Nutzen haben werden."

„Wir profitieren in Ost-Brabant von der Präsenz vieler anderer Partner. Das geht nur in Brabant.“

DENS Helmond: Saubere Energie auf Knopfdruck
Foto: Peter van Trijen

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