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GVT leistet mehr als Straßentransporte
  • Artikel 11.08.2022

In puncto Logistik ist Brabant die führende Region der Niederlande

5 Minuten Lesezeit

Die Provinz Noord-Brabant entwickelt sich zur wichtigsten Logistikregion der Niederlande. Grund für den Erfolg ist nicht nur die günstige geografische Lage. Es ist auch auf den umfassenden Mix von Verkehrsträgern, die Verfügbarkeit von Fachkräften, die Infrastruktur und die enge Zusammenarbeit zwischen Unternehmern und Behörden zurückzuführen. Denn darüber hinaus setzen die Logistik-Hotspots in der Provinz auch vollauf auf Innovation – sogenannte „Smart Logistics“. Deshalb haben in den letzten Jahren internationale Unternehmen wie Bol.com, Lidl, Primark und DHL diese Region zum Standort ihrer europäischen Vertriebszentren gewählt.

Von den mehr als 600 Milliarden Kilo Bruttogewicht an Waren, die aus dem Ausland in die Niederlande transportiert werden, verlassen 60 Prozent nach dem Umschlag wieder das Land. Die Abfertigung dieser Warenströme konzentriert sich zunehmend auf fünf logistische „Hotspots“ in den Niederlanden, errechnete 2028 das CBS. (CBS: „Centraal Bureau voor de Statistiek“ – niederländisches Gegenstück zum Statistischen Bundesamt)

Die beiden leistungsfähigsten „Hotspots“ sind Tilburg-Waalwijk und West-Brabant. Der Güterverkehr zu und von den logistischen Knotenpunkten – den Umschlagplätzen – in den Niederlanden ist zwischen 2010 und 2017 um fast 18 Prozent gewachsen. Neben den Zentren in Brabant gibt es solche Zentren auch in Venlo-Venray, Rivierenland und Utrecht. Dieses Wachstum verläuft fast 11-mal so schnell wie außerhalb dieser Logistikregionen. Von den 1,1 Milliarden Tonnen Gütern, die 2017 von Binnenschiffen, LKW oder Güterzügen umgeschlagen wurden, hatte ein Viertel einen dieser fünf Hotspots als Ausgangs- oder Zielort. Zum großen Teil handelt es sich dabei um Waren, die sich auf dem Weg zum oder vom Hafen von Rotterdam befinden.

Der Erfolg wird weithin anerkannt. 2020 wurde Tilburg-Waalwijk zum zweiten Mal von dem niederländischen Fachmagazin Logistiek.nl zum Logistik-Hotspot des Jahres gekürt. Die Region West-Brabant kam auf den zweiten Platz. West-Brabant habe sich in den letzten Jahren sogar zum wichtigsten Zentrum für den Containerumschlag entwickelt, so das CBS. Das liegt unter anderem daran, dass kleinere Seeschiffe, die Rotterdam anlaufen, zum Be- oder Entladen auch nach Moerdijk weiterfahren können.

Mit den großen Seehäfen Rotterdam und Antwerpen in unmittelbarer Nähe, leicht erreichbaren internationalen Flughäfen und den vorhandenen Verkehrsachsen in den Süden und Osten Europas ist die Provinz Noord-Brabant von Haus aus natürlich ein idealer Ort für den Warenumschlag. Aber auch die Auswahl an Transportmitteln spielt dabei eine große Rolle.

Schiene und Wasser

Brabant kann sich beispielsweise auf sechs Terminals berufen, bei denen Güter von anderen Verkehrsträgern auf die Schiene umgeladen oder von ihr übernommen werden können. Ziel ist es, die Nutzung der Schiene zu fördern, ohne die bereits stark befahrene Bahnstrecke durch Güterverkehr aus Breda, Tilburg und Eindhoven zusätzlich zu belasten. Seit 2016 gibt es eine direkte Bahnverbindung zwischen Tilburg und China. Dadurch ist es möglich, von Chengdu aus Güter innerhalb von 15 Tagen über den Railport Brabant zum Hafen von Rotterdam zu transportieren.

 

Der Chengdu-Tilburg-Rotterdam-Express ist von entscheidender Bedeutung für den Handel mit China und Osteuropa. Denn auch wenn keine ausreichenden Wasserwege bestehen, verfügen die meisten Länder in Europa und Asien über ein gutes Schienennetz. Für den Transport größerer Volumen über mittellange Strecken ist die Bahn die ideale Lösung. Durch die günstige Lage des Railport Brabant ist das Terminal ein hervorragender Ausgangspunkt für den Zugverkehr von und nach Mitteleuropa.

 

In Brabant liegt ein Schwerpunkt auch auf der verstärkten und besseren Nutzung der Wasserstraßen. So wurde beispielsweise der Wilhelminakanal in Tilburg verbreitert und vertieft und die Zuidwillemsvaart wurde über den Maxima-Kanal in Den Bosch umgeleitet und für die Abfertigung größerer und längerer Schiffe ausgerüstet.

Initiativen zur Verlagerung der Güterströme von der Straße auf die Schiene nutzen die Möglichkeit, die Ladungen zu den Seehäfen zu bündeln und so den Transport schneller und effizienter zu gestalten. Der West-Brabant-Korridor, der in Richtung Rotterdam verläuft, ist ein Beispiel dafür. Die Containerströme von den Terminals in Tilburg, Oosterhout und Moerdijk gehen gebündelt auf ihren Weg zu den Tiefseehäfen.

GVT bietet eine direkte Verbindung zwischen Tilburg und Chengdu in China
Foto: Melchert Meijer zu Schlochtern

Smart logistics

Es geht aber nicht nur um ein umfangreiches Angebot an Gewerbeflächen, eine gut ausgebaute Infrastruktur und die verschiedenen Verkehrsträger. Brabant will noch einen Schritt weiter gehen. „Smart Logistics“ ist eines der Themen, bei denen diese Provinz eine Vorreiterrolle übernimmt. So wurde 2018 unter anderem von der Technischen Universität Eindhoven, der Universität Tilburg, der Nederlandse Defensie Academie (Niederländische Verteidigungsakadamie) und der Breda University of Applied Sciences die Logistics Community Brabant (LCB) gegründet.

Als die führende Innnovationsregion der Niederlande will Brabant vorangehen, mit der Entwicklung neuer Verkehrslösungen, die später in ganz Europa angewandt werden können. „Wir konzentrieren uns darauf, intelligente Mobilitätsanwendungen in größerem Maßstab zu testen und in die Praxis umzusetzen. Sowohl für den Auto- und Fahrradverkehr als auch für den öffentlichen Verkehr und die Logistikbranche“, so die Provinz. „Darüber hinaus sollen Staus und negative Umweltauswirkungen minimiert werden. Dies geschieht beispielsweise durch Projekte zur Förderung des Fahrens außerhalb der Hauptverkehrszeiten, zur Förderung der Bündelung von Ladungen, um die Zahl der leeren oder halbleeren Lkw auf der Straße zu verringern und durch Anreize für alternative Verkehrsträger.“

Der Kooperationsverbund LCB arbeitet deshalb mit regionalen und lokalen Partnern zusammen – unter anderem an der Entwicklung von E-Joint Corridors. Die Bearbeitung der Frachtdokumentation im Güterverkehr verläuft damit einheitlich und strukturiert.

„Dadurch wird der gesamte Logistikprozess optimiert“, so LCB. Um Skalenvorteile in der Binnenschifffahrt und der Hinterlandanbindung zu ermöglichen, werden Verlader und Beförderer mit gleichem Herkunfts- oder Zielort zusammengeführt. Die Digitalisierung bei Abwicklung und Monitoring bietet den KMU die Möglichkeit, sich auch mit kleineren Volumen anzuschließen. Gemeinsam mit Midpoint Brabant Smart Logistics untersucht die LCB auch, ob bestimmte Technologien in Midden-Brabant eine Rolle spielen können, wie Augmented Reality, Virtual Reality und Serious Gaming. 

Ein praktisches Beispiel für die gemeinsame Entwicklung von „Smart Logistics“ ist das Projekt DALI (Data Science voor Logistieke Innovatie). Nach Angaben der Initiatoren geht es bei diesem Reallabor um Kosten- und Effizienzvorteile, Risikominderung, Umsatzsteigerung und den optimalen Einsatz von Menschen und Ressourcen. „DALI arbeitet daran, eine offene innovative Gemeinschaft für wissensintensive Logistik zu werden: neue Logistikmethoden erfinden, entwickeln, demonstrieren und anwenden“, so die Initiatoren.

Und es gibt noch weitere Kooperationsplattformen, die die logistische Stärke der Brabanter Regionen weiter steigern. In den vergangenen anderthalb Jahren haben MCA Brabant und die Logistics Community Brabant erfolgreich an der Entwicklung multimodaler Transportrouten gearbeitet. MCA Brabant hat als Hauptziel so viel Güterverkehr wie möglich von der Straße auf Wasser und Schiene zu verlagern.

Pipelines

Die unbekannteste und unsichtbarste Logistikmodalität ist zweifellos der Rohrtransport. In den Niederlanden gibt es etwa 300.000 Kilometer unterirdische Rohrleitungen. Die Regierungsbehörden betrachten den Transport gefährlicher Stoffe durch Rohre im Boden als sicherere Alternative zum Transport auf der Schiene oder der Straße. In der Structuurvisie Buisleidingen steht, wie und wo die Regierung bis 2035 Raum für neue Rohrleitungen schaffen will. Es geht um Rohrleitungen, die gefährliche Stoffe über große Entfernungen befördern können sowie um Pipelines für den grenzüberschreitenden Transport.

Unter West-Brabant verlaufen bereits solche Leitungen, die die Häfen von Rotterdam und Antwerpen miteinander verbinden. Diese Pipelines liegen in einem abgeschirmten Tunnel, einem sogenannten Pipeline-Korridor. Auch in Südost-Brabant gibt es bereits Röhren, durch die gefährliche Stoffe transportiert werden. In den Nachbarländern verläuft diese Entwicklung langsamer. Aus diesem Grund fordert Brabant die Europäische Kommission auf, den Pipelinetransport in die europäische Verkehrspolitik aufzunehmen.

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