Zenk One - Blind Walls Gallery - Breda - Brabant Brand Box

Wandbilder mit lokalem Bezug

Vom Hochhaus bis zum alten Fabrikgelände, das dank eines Künstlers eine lebhafte Prägung erhält: Die Blind Walls Gallery in Breda ist Meister im Schaffen innovativer Querverbindungen. Die Stadt wird zur Street-Art-Leinwand.

Straßenmuseum in Breda knüpft Querverbindungen zu Orten und Unternehmen

Dennis Elbers kam einst aus Den Haag an die Kunsthochschule St. Joost in Breda, um sich zum bildenden Künstler ausbilden zu lassen. Schon bald tauschte er sein Atelier gegen Kunstäußerungen in der ganzen Stadt ein.

Jetzt sind Fassaden und Brandmauern in ganz Breda die Leinwand für vergessene und neue Geschichten. Dazu holt die Organisation niederländische und internationale Künstler in die Stadt. „Wenn es sein muss, stehe ich auch auf dem Gerüst und helfe beim Malen“, sagt Elbers. „Aber vor allem sehe ich es als meine Aufgabe an, für die Künstler alles supergut zu organisieren.“

Blind Walls Gallery - Breda - Brabant Brand Box
Foto: VisitBrabant

Stadt als Ausstellungsraum

Angefangen hat alles im Jahr 2008 mit dem Graphic Design Festival Breda, dem Vorgänger von Graphic Matters. Die Idee war, das Graphic Design Museum (jetzt Bestandteil des Stedelijk Museum Breda) um Kunst auf der Straße zu ergänzen. Ob auffällig oder ganz subtil, überall in der Stadt brachten Künstler ihre Äußerungen ein. Das Publikum wusste nicht, von wem und warum ein bestimmtes Kunstwerk geschaffen wurde.

Als Programmbestandteil des Festivals beschäftigte sich die Blind Walls Gallery 2015 konsequent mit Wandmalerei: die Stadt als Ausstellungsraum. Diese Gemälde wurden häufig aus den städtischen Geldtöpfen für den öffentlichen Raum bezahlt. „In Rücksprache mit der Stadt haben wir als Blind Walls Gallery oft Orte ausgewählt, die ein wenig vernachlässigt waren. Ein solcher Ort bestimmt meist das Straßenbild, besonders wenn man erst durch eine schmuddelige Gasse gehen muss, bevor man das Stadtzentrum erreicht. Mit Gemälden kann man die Atmosphäre enorm verändern.“

Führung

Die Stadt hat die Wandmalereien absolut begrüßt. Elbers kann das gut verstehen. „Wenn man in einem Kreisverkehr ein Kunstwerk aufstellen möchte, ist man schnell mal 100.000 Euro los. Ein Wandbild ist nicht nur relativ kostengünstig, sondern hat auch einen viel größeren Nutzen als nur die bloße Bekämpfung von unerwünschten Graffiti.“

Doch die Blind Walls Gallery will mehr: Sie will wirklich relevant für die Stadt sein. Ihr nächstes Ziel: 100 Wandgemälde in der gesamten Stadt anbringen und sie auf verschiedene Arten miteinander verbinden. Über die Website können Besucher eine Route mit dazugehöriger Hintergrundinformation auswählen. Oder sie holen sich eine Routenbeschreibung auf Papier, die es bei den 80 teilnehmenden Geschäften, Gastronomiebetrieben und Kultureinrichtungen gibt.

Es werden auch geführte Wanderungen entlang der Gemälde angeboten. Im vergangenen Jahr nahmen zwölf Stadtführer insgesamt 2.500 Personen, von Seniorengruppen über Touristen bis hin zu Vorschulklassen, mit auf die Tour.
Ein Tourist, der sich spontan für die Führung entscheidet, wird allerdings enttäuscht werden: Die Touren sind schon mehrere Wochen im Voraus ausgebucht. Dennis Elbers hat deshalb gemeinsam mit einem Hardware- und einem Softwarespezialisten ein Start-up gegründet, das Audioführungen entwickelt. „Der Teilnehmer kann dabei seine eigene Sprache auswählen. Wenn das Konzept ein Erfolg wird, kann es weltweit vermarktet werden.“

Wandeltour Blind Walls Gallery - Brabant Brand Box
Foto: Rob Lipsius

„Wenn das Konzept ein Erfolg wird, kann es weltweit vermarktet werden.“

Firmenjubiläum

Auch die finanzielle Existenzberechtigung ist von Bedeutung. Der Blind Walls Gallery gelang es, mit Erfolg diverse Einnahmequellen zu erschließen, wie z.B. das Sponsoring durch Unternehmen. Eine ganze Reihe ortsansässiger Unternehmen möchte gerne sein Jubiläum mit einem Wandbild krönen – und damit quasi einen bleibenden Eindruck in der Stadt hinterlassen. Jedoch ohne ein Logo oder eine sonstige Werbebotschaft, denn vor purem Kommerz schirmt Elbers die Initiative ab.

Wenn das Bild eine Beziehung zwischen dem Unternehmen und einem bestimmten Ort herstellt, trifft es jedoch ins Schwarze. Denn die Blind Walls Gallery sucht bewusst nach der Verbindung zwischen Street Art und der Bedeutung eines Ortes.

Ein schönes Beispiel für eine solche Verbindung ist das Gemälde für Lonka, den alteingesessenen Süßwarenhersteller aus Breda. Anlässlich des 100-jährigen Jubiläums wurden auf dem Gelände, auf dem von 1920 bis 1965 die erste Fabrik der „London Caramel Works“ stand, Paneele errichtet. Darauf ist das ikonische „Lonka-Meisje“ abgebildet, das seit den 1920er Jahren die Vorratsdosen der Süßwarenfabrik zierte.

Babette Bakermans - Blind Walls Gallery - Breda - Brabant Brand Box
Foto: Evy van Nispen

Crowdfunding und Sponsoring

Auch Merchandise ist eine vielversprechende Quelle für Einkünfte, die obendrein schon zu begrüßenswerten Kooperationen geführt hat. In Zusammenarbeit mit lokalen Anbietern und Herstellern hat die Blind Walls Gallery eine Reihe von Produkten auf den Markt gebracht– von Socken über Puzzles bis zu T-Shirts. Das neueste Projekt ist ein Jubiläumsbuch, das mittels Crowdfunding realisiert werden konnte. Das Buch war in kürzester Zeit ausverkauft. Die zweite Auflage erscheint im Februar 2021.

Als Experiment stellte die Blind Walls Gallery auch Netflix zeitweise eine Mauer zur Verfügung, die für die Promotion der Serie „The Umbrella Academy“ genutzt werden sollte. Das Gemälde passte nicht zu den Zielen der Blind Walls Gallery, weil keine Verbindung zwischen Gemälde und Ort bestand. Aber mit den Einnahmen von Netflix konnte ein anderes, stimmiges Wandbild realisiert werden. Schön für die Kasse.

Geschichten über und aus Breda

Mit den Wandgemälden bekommt Breda nicht nur ein neues Stadtbild, sondern sie erzählen auch von Breda: von der Historie bis zu aktuellen Themen und der Zukunft. „Wir werden uns jetzt strategisch anschauen, wo wir Gemälde haben wollen“, sagt Elbers.

„Wir haben auch geschaut, welche historischen Momente oder anderen Geschichten uns noch fehlen. Da gibt es zum Beispiel die Geschichte von der List mit dem Torfschiff, aber auch den Karneval und das Thema 'Vielfalt und Inklusion'.“

Darüber hinaus denkt die Organisation über mehr verschiedene Arten von Touren nach, wie zum Beispiel Nachttouren. Sie sehen auch Möglichkeiten in der „Augmented Reality“, wobei mit Hilfe eines Smartphones eine andere Ebene eines Kunstwerks sichtbar wird. Innovative Pläne gibt es genug.

„Mit Gemälden kann man die Atmosphäre enorm verändern.“

Zenk One - Blind Walls Gallery - Breda - Brabant Brand Box
Foto: Edwin Wiekens

Chancen sehen

Konzept. Dabei sieht er vor allem Chancen. Zwar hat die Organisation manchmal mit Vorschriften zu kämpfen, die das geschützte Stadtbild betreffen, aber unterm Strich findet er es viel wichtiger, dass an anderer Stelle dank der Wandbilder die Vermüllung deutlich zurückgegangen ist. „Wenn eine Route geschlossen wird, entsteht irgendwo eine andere Möglichkeit.“

Akzeptanz organisieren

Die Organisation hat ein eigenes Bewertungssystem entwickelt, um zu prüfen, ob ein bestimmtes Kunstwerk an einem bestimmten Standort chancenreich ist. Denn für ein Gemälde und die dazugehörige Geschichte muss es lokale Akzeptanz geben. Der Künstler ist frei in seiner künstlerischen Ausführung, bekommt aber die Grenzen des Gestaltungsfeldes vorgegeben.

Im Stadtteil Tuinzigt hat das gut funktioniert. In diesem Viertel wurde ein Gemälde über die dramatische Evakuierung von Breda im Jahr 1940 realisiert. „Das Kunstwerk führte zu vielen Emotionen bei den Bewohnern, die sich durch die Erinnerung berührt fühlten. Dadurch erleben sie ihre Umgebung ganz neu.“

Otecki - Blind Walls Gallery - Breda - Brabant Brand Box
Foto: Rosa Meininger

Balance finden

Die angestrebte Zahl von 100 sichtbaren Wandbildern ist in greifbarer Nähe, schneller als erwartet. Die größte Herausforderung besteht nun darin, dafür zu sorgen, dass der Erfolg der Organisation – die mittlerweile zehn Mitarbeiter beschäftigt – ihr nicht über den Kopf wächst. Es gibt selbst so viele neue Gemälde zu bestaunen, dass Elbers sich manchmal zurückhält, eine weitere festliche Pressemitteilung zu verschicken.

Die Blind Walls Gallery ist eine der wenigen Kultureinrichtungen, die auch während eines Lockdowns besucht werden kann. Das ruft viel zusätzliches Interesse auf, aber es muss alles überschaubar bleiben. „Unser neuer Fokus ist die Balance zwischen Wachstum und der Aufmerksamkeit, die damit verbunden ist.“

Spin-offs

Die Blind Walls Gallery hat mittlerweile mehrere Spin-offs hervorgebracht, von der Audio-Tour bis zum Bewertungssystem. Das erfordert einen Blick für das langfristige Konzept, eine weitere Herausforderung, der sich Elbers gerne stellt. „Mir ist es wichtig, ein wachendes Auge auf die Marke und ihren Auftritt zu haben. Man muss sich der Dinge, die man tut, ständig gut bewusst sein. Wenn man das vernachlässigt, hat das Auswirkungen auf die Fortsetzung.“

Verschiedene Kommunen sind begierig darauf, den Erfolg von Breda zu übernehmen. Auch Beratung ist inzwischen Teil des Geschäftsmodells. Elbers teilt seine Erfahrungen gerne, will aber nicht, dass der Ansatz von Breda einfach so kopiert wird. „Nur wenn in einer anderen Stadt eine lokale Organisation involviert ist, bin ich bereit, unser Konzept bereitzustellen. Die lokale Herangehensweise ist essenziell. Und ich möchte, dass das Konzept für Breda einzigartig bleibt.“

Collin van der Sluijs - Blind Walls Gallery - Breda - Brabant Brand Box
Foto: Rosa Meininger

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