In der Zukunft baut man seine eigenen Bio-Produkte mithilfe eines Agrarroboters an. Mit ihrem Unternehmen Pixelfarming setzen die Unternehmer Arend und Simone Koekkoek diese Idee in die Praxis um.
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In einer App sieht man, wie die Kartoffeln wachsen und wie der Roboter die Zwiebeln setzt. Für Arend und Simone Koekkoek ist das die nachfragegesteuerte Landwirtschaft der Zukunft. Mit ihrer Gründung von Pixelfarming erhält biologisches Gemüsegärtnern ein völlig neues Gesicht.
Arend und Simone Koekkoek saßen 2014 mit ihren Freunden Karin Timmerman und Kees Westein auf einem Campingplatz in Frankreich. Gott und die Welt waren nach ein paar Tagen besprochen, da war es an der Zeit für die größeren Lebensfragen. Bei einem Wein beantworteten sie die animierende Frage: Was würdest du mit einer Million anfangen?
Simone weiß noch genau, wie ihre Antwort lautete: Gemeinsam seine Talente dafür einsetzen, dass man die Welt besser hinterlässt, als man sie vorgefunden hat. Wie toll wäre es, die eigene Nahrung anzubauen, die eigene Energie zu erzeugen und auch in anderen Bereichen selbstversorgend zu sein?
Typisch so ein unverbindlicher Gedanke, den man im Urlaub ausspricht, dachte Simone am Abend. Als sie anschließend mit Arend weiterreiste, führte er zu ihrer Verwunderung den Gedanken fort. „Machen wir es doch einfach“, meinte Arend. „Nicht NEIN ist das neue JA. Solange uns nichts davon abhält, machen wir damit weiter.“
Träume muss man einfach umsetzen. 2016 kauften sie gemeinsam mit Karin und Kees einen alten heruntergekommenen Bauernhof außerhalb von Almkerk mit 10 Hektar Land. Die Paare bauten zwei neue ökologische Wohnungen für ihre eigenen Familien, drehten radikal den Gashahn zu und begannen, mit nachhaltigen Technologien zu experimentieren. Ihr Streben: Vollständige Selbstversorgung und die Gründung eines Innovationszentrums für nachhaltige Landwirtschaft. „Wie in einer Auswanderer-Fernsehserie, aber dann im eigenen Land: im Land van Altena“, sagt Simone.
Die ehemalige Scheune wurde zum Campus Almkerk umgebaut, mit Arbeitsräumen, Laboren und Probegärten. Inzwischen sind dort mehrere Unternehmen untergebracht, um Wissen auszutauschen und gemeinsam neue Konzepte auszudenken, die mit Landwirtschaft, Energie und Nachhaltigkeit zusammenhängen.
Um alle Menschen am Campus und deren Familien zu ernähren, benötigt man neun Hektar Land. Betriebsgebäude eingerechnet hat das eigene Gelände dann genau die richtige Größe. Diese Berechnung führte zu ihrer Durchbruch-Idee für den agrarischen Sektor: Pixelfarming. Digitales Gemüsegärtnern, aber dann mit echten Kartoffeln, Zwiebeln, Kräutern und anderen Gewächsen, in Zusammenarbeit mit der Natur.
Simone kommt aus der Bauwelt, Arend ist ursprünglich Software- und Datenspezialist. Mit ihrem technischen Wissen sowie ihrer Erfahrung mit Unternehmen sehen sie unendlich viele Möglichkeiten für den Anbau von Nahrung auf eine völlig andere Weise. Ihr Ausgangspunkt ist nicht etwa eine bestehende Landwirtschaft, sondern ihre Grundlagen sind Big Data, autonom fahrende Roboter und der rasante Wandel der Bedürfnisse von Verbrauchern. Mit diesem Blick betrachten sie die Landschaft als Bildschirm, der sich in Pixel aufteilen lässt. „Wie bei der App Hayday, die viele auf ihrem Handy spielten“, sagt Simone. „Die eigenen Möhren bewässern, aber dann in Realität.“
Pixelfarming ist das Ergebnis dieser Anhäufung von Konzepten und Techniken. Über die Webseite Pachtjepixel.nl können Verbraucher ihre eigenen Ackerboden-Pixel reservieren und einen Anbauplan nach eigenen Wünschen erstellen.
Das Säen, Pflanzen sowie die Pflege des eigenen ‚Pixelfeldes‘ ist in Händen eines Roboters. Mithilfe von Sensortechnologie kann dieser Roboter für jede einzelne Pflanze bestimmen, wie viel Wasser oder Dünger sie benötigt. So wird weniger Wasser verschwendet, Chemikalien sind überflüssig und außerdem ist die Bodenqualität besser. Über eine Kamera können Verbraucher genau sehen, wie sich ihre Gewächse entwickeln. Auf Interface-Sprache ausgedrückt: What You See Is What You Get.
Die Außenwelt lobt den Unternehmergeist von Simone und Arend, beäugt die Pioniere jedoch auch misstrauisch. Entsprechen die Maße der neuen Wohnungen denn eigentlich dem Flächennutzungsplan? Können sie hiermit denn ein Einkommen erzielen? Und gewiss auch: Was wollen diese Technikfanatiker eigentlich auf dem Land?
In den Augen von Arend und Simone ist es völlig logisch, dass Big-Data-Spezialisten, Softwareentwickler und andere Ingenieure ihr Wissen und ihre Talente auf dem Land Brabants zum Wachstum bringen. „Wir leben ja nicht mehr in einer Produktionswirtschaft, sondern in einer Wissenswirtschaft“, sagt Arend. „Wir wollen weg von der Idee, dass man als Landwirt nur mit Massenproduktion sein Geld verdienen kann“, ergänzt Simone. „Wir wollen, dass die Menschen wieder mit den Produkten in Verbindung stehen, mit denen sie sich ernähren.“
Schritt zwei ist eine hyper-individuelle Herangehensweise der Verbraucher, die sich Arend bei früheren Automatisierungstätigkeiten für die Druckereiwelt angeeignet hat. Druckereien waren es gewohnt, sich immer größere Rotationspressen zuzulegen, um mit den Marktentwicklungen Schritt halten zu können. Genau wie es auch landwirtschaftliche Unternehmen machen: groß, größer, am größten. Aber die Druckereien fokussieren sich inzwischen auf personalisiertes Druckwerk. Von der Ausweitung als ultimatives Unternehmensmodell hin zu ‚in jedem Haus ein eigener Drucker‘.
Der Übergang, den sie nun am Campus umsetzen, ist ähnlich, aber eben im Bereich der Ernährung. Arend: „Zuerst bauten wir Software, um personalisierte Glückwunschkarten zu drucken, heute erstellen wir individuelle Anbaupläne für fünfzig Verbraucher in Brabant.“
Schritt drei besteht aus einer intelligenten Kombination von - oft bereits bestehender - Technologie. Den Agrarroboter gab es schon, er war aber zu 99 Prozent untätig. Mithilfe der Universität von Wageningen wurde der Roboter angepasst, sodass er nun mithilfe von GPS-Technik durch alle Gemüsegärten fahren kann. Ein nächster Schritt ist die Entwicklung eines elektrischen Fahrzeugs mit knuffigem Design, das die frische Ernte automatisch und CO2-frei zu den Kunden nach Hause bringt.
Auch ein Restaurant soll vollständig mit allen benötigten Gemüsen und Kräutern beliefert werden. Gemeinsam mit anderen Innovatoren wird besehen, wie man alle 500 Gedecke regional produzieren kann. Arend, selbst ein leidenschaftlicher Fleischesser, sieht Möglichkeiten, die agrarischen Aktivitäten in Zukunft auch um einen Viehstapel zu ergänzen. „Fleisch und Milchprodukte gehören auch zu den Bedürfnissen von Restaurants, das wäre also eine tolle Ergänzung.“
Simone und Arend Koekoek sehen all ihre Aktivitäten als ‚Work in Progress‘. Dazu gehört auch die Suche nach einem guten Ertragsmodell. Vorläufig verdienen sie vor allem am Verkauf von Wissen. „Damit kann man neunmal so viel verdienen wie mit dem Verkauf von Gewächsen“, sagt Arend.
Ihre Philosophie: Mach die Aufgabenstellung nicht zu umfangreich, denn sonst ertrinkt man darin. „Wir arbeiten lieber mit vielen Ingenieuren an relativ kleinen Aufgaben“, sagt Simone. „Unsere Ideen prüfen wir mit bedeutenden Dritten, wie mit Marktführern in der Food-Welt, aber auch mit Naturschutzorganisationen. So können wir schnell Lösungen finden, die wir dann im größeren Umfang umsetzen.“
Da sie sich schon in ihrer zweiten Saison befinden, betrachten sie jetzt, wie sie Pixelfarming ausweiten können. Es sollen zwei Bauernhöfe dazu kommen, um die steigende Nachfrage einiger Restaurants zu bedienen. Vorzugsweise in der Region, sodass regional produziert werden kann. „Aber diese Form der nachhaltigen Landwirtschaft kann man auch auf heruntergekommenen Bolzplätzen in der Stadt anwenden“, sagt Arend. „So kann man eine verlassene Grünfläche mit Matschpfützen wieder zum Leben erwecken.“
Die Anzahl der Beteiligten wächst weiter: Projektentwickler, aber auch Studiengruppen mit Agrariern schließen sich an. In Nordbrabant sind sie am richtigen Ort, so merken sie. „Es gibt umfangreiche Food-Kenntnisse in Brabant, interessante Marktspieler und vor allem einen hohen Tatendrang“, sagt Arend. „Überall merkt man, dass die Menschen sich echt dafür einsetzen. Wir selbst sind innerlich bereits hochmotiviert, es auch wirklich zu schaffen, es hilft uns jedoch schon, wenn es der Umgebung auch wichtig ist. Wir treffen Menschen, die Innovationen schätzen, ohne gleich ihr Urteil dazu abzugeben.“
Simone und Arend wollen ihre naturinklusive Form der Landwirtschaft als neue Norm positionieren und so ihren Beitrag zur Kreislaufwirtschaft leisten. In der vergangenen Saison haben sie den Roboter auf einem Versuchsfeld von etwa 2500 m2 getestet. Die große Frage war, was für ein Ergebnis man ohne Verwendung von Chemikalien erzielen konnte. Im ultratrockenen Sommer von 2018 hielt das Unkraut jedoch den Boden feucht, sodass die Zwiebeln besser wuchsen als erwartet. „Und gerade das ist so schön“, sagt Simone. „Lasst uns mit der Natur zusammenarbeiten, anstatt das Land hysterisch zu jäten.”
Natur und Technik sind sowieso ein starkes Zweigespann, haben sie gemerkt. Der Schwalbenschwanz, einer der größten Schmetterlinge in den Niederlanden, hat inzwischen seinen Weg zum digital betriebenen Bauernhof gefunden. Mit den Blumen rund um ihre Pixelgärten locken sie auch andere interessante Insekten. „Unsere Feldbohnen hatten Blattlaus, es gab allerdings genug Marienkäfer, um sie zu vernichten“, erzählt Simone. „Die Natur hat es einfach geschafft. Das ist eine optimale Zusammenarbeit mit den Talenten der Natur.“
Einige Jahre nach ihren ersten Ideen auf einem französischen Campingplatz verwirklichen Simone und Arend heute mit Pixelfarming in Brabant auf dem Land ihren eigenen Traum. Zwar nicht einfach, aber es lohnt sich. „Eine Voraussetzung für dieses Leben ist, dass man mit Unsicherheit umgehen kann“, sagt Arend. „Wir sind unterwegs. Nicht bei A, nicht bei B, sondern irgendwo dazwischen. Manchmal ist diese Reise bequem und genießt man die Vorteile. Aber man muss es auch akzeptieren, dass man es nicht genau weiß. Wir haben hier einen wunderschönen Ausblick, aber wir haben auch Mücken.“
Arend weiß seit seiner Jugend, wie es ist, um Selbstversorger zu sein, denn in seiner Familie besaß man handwerkliches Geschick und konnte man anpacken. Für Simone hingegen ist das Landleben völlig neu. Noch nie im Leben hatte sie eine Möhre oder ein Radieschen gesät.
In der vorigen Saison hat sie zum ersten Mal gejätet und geharkt, denn der Roboter kann es noch nicht allein. Sie genoss die Zusammenarbeit mit der Natur und dem digitalen Gemüsegärtner mehr als sie erwartet hatte. „Ich sah Rebhühner, hörte Bienen summen und fühlte mich ganz zu Hause. Wenn ich mit meinen Händen in der Erde wühle oder mit meinen Fingerspitzen über das Getreide streiche, fühle ich mich mehr denn je zuvor in Verbindung mit meiner Umgebung.“
Artikel zuletzt aktualisiert am 24 März 2019.
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